EBJA-Initiative: E-Business/E-Commerce in der kaufmännischen Berufsbildung
EBJA-Initiative: 14jährige Initiative von Lehrerinnen und Lehrern des berufsbildenden Bereichs

Auslöser: Im September 1998 besuchten zwei Bremer Lehrkräfte (Jutta Otto, Günter Lüddecke) den Kundentag der ABAS-Software AG in Karlsruhe. Im Fokus des Eröffnungsvortrages stans das Thema "Chancen des E-Commerce". Dabei wurde deutlich, dass sich hier ein Unternehmensbereich mit großer Zukunft entwickeln würde, der bislang im berufsbildenden Bereich wenig thematisiert wurde.
Zur Erinnerung: Google startete 1998, Amazon stieg 1998 in den deutschen Markt ein und Ebay 1999.

Dieses Aha-Erlebnis führte zum Entschluss, zu dieser Thematik einen Modellversuch bei der damaligen BLK-Bundeskommission zu beantragen. Die Antragstellung übernahm Günter Lüddecke. Dr. Rolf Möhlenbrock, zuständiger Referatsleiter bei der senatorischen Behörde, unterstützte das Vorhaben und 1999 kam es zur erfolgreichen Antragstellung beim Bund.
Start-Up 1.2.2000: 15 Bremer Lehrerinnen und Lehrer übernehmen die Initiative und machen sich im Rahmen eines BLK-Modellversuchs "E-Commerce in der kaufmännischen Berufsausbildung" auf den Weg die Thematik zu strukturieren, Lerneinheiten zu entwickeln und diese im Unterricht praktisch zu erproben. (Die Ausrichtung am Begriff E-Business erfolgt erst später.) Die Projektleitung des Modellversuches lag beim Antragsteller Günter Lüddecke. ebja-initiative
Die Wissenschaftliche Beratung übernahm Prof. Dr. Kubicek, Institut für Informationsmanagement Bremen (IFIB), Forschungsgruppe Telekommunikation an der Universität Bremen. Durch sein Expertenwissen konnten die Projektstrukturen geschärft und bei schwierigen Fragen Lösungen gefunden werden. Die wissenschaftliche Evaluation wurde von Christian Wiedwald (IFIB) übernommen.
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Das Lehrerfortbildungsprogramm wurde von Frau Anita Hukemann, wissenschaftliche Assistentin, Universität Münster, Institut für Wirtschaftsinformatik motivierend und konstruktiv gestaltet und durchgeführt.
Aufgaben: Die Ergebnisse der ersten Projektarbeitsphasen beinhalteten eine Themenstruktur, erste Unterrichtsentwürfe, sowie klare Vorstellungen zur Unterrichtsdurchführung. Erste Wahlkurse wurden bereits im August 2000 von den Lehrerinnen und Lehrern gestartet. Vom Projektleiter wird EBJA als Begriff für den Kursabschluss geprägt.
Shop-Opening: Im Dezember 2000 eröffnete der damaliger Senator für Bildung in Bremen, Willi Lemke, gemeinsam mit dem Lehrerteam den ersten Online-Shop mit Anbindung an ein Warenwirtschaftssystem. Die Software ALPHAPLAN wurde dazu vom Bremer Softwarehaus CVS zur Verfügung gestellt.
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EBJA-Absolventen: Die Zertifizierung der innerhalb des EBJA-Kurses erbrachten Leistungen hatte Herr Harald Summa, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft (ECO) in Köln schon zu einem frühen Projektzeitpunkt zugesagt. Die ersten Absolventen wurden im Mai 2002 feierlich im traditionsreichen Saal der Bremer Handelskammer verabschiedet. Die Zertifikate der ca. 70 Absolventen wurden persönlich von Herrn Harald Summa (re.) und Herrn Günter Lüddecke (li.) überreicht. ebja_zertifikatebja_zertifikatebja_zertifikat
Projektverlängerung-Ergebnistransfer: Die BLK-Kommission, Bonn genehmigte eine Projektverlängerung von 2003 bis Februar 2005. Zielsetzung: Transfer der Projektergebnisse auf weitere berufsbildende Schulen, auf das Referendariat als 2. Phase der Lehrerausbildung und auf die 1. Phase der Lehrerausbildung im wirtschaftspädagogischen Studiengang.
Referendarsausbildung: Das Lehrerteam stellt 2002 die Lerneinheiten im Rahmen einer 30stündigen Ausbildungsveranstaltung für Referendare/innen im wirtschaftspädagogischen Fachbereich vor. Die Referendare erarbeiten eigenständige Unterrichtsentwürfe und erhalten das Zertifikat "E-Business Teacher". Diese Veranstaltung wurde bis 2005 fortgesetzt.
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Im SS 2003 erhält die Projektkollegin Jutta Otto einen Lehrauftrag am Institut für Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik an der Universität Oldenburg. Titel der Veranstaltung "E-Commerce aus wirtschaftsdidaktischer Sicht". Wirtschaftspädagogische Fragestellungen stehen dabei im Vordergrund. Die Studenten/innen erhalten aufgrund ihrer Referatsleistung das Zertifikat "E-Commerce Junior-Teacher".
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Lehrerfortbildung: Das gesamte EBJA-Projektteam führt eine Lehrerfortbildung in Hannover für das Land Niedersachsen am 10.und 11. November 2003 durch. Veranstalter ist das Niedersächsische Landesinstitut für Schulentwicklung und Bildung. Veranstaltungsorganisator und -leiter ist Herr Strahler, Projektleiter des niedersächsischen BLK-Modellversuchs "anuba". 22 Lehrerinnen und Lehrer verschiedener niedersächsischer Berufsschulen nehmen teil und werden Teil der EBJA-Initiative, indem sie an verschiedenen Schulstandorten erfolgreich und über viele Jahre Wahlkurse durchführen.
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Auszeichnung: Im Juni 2005 wird die erfolgreiche Arbeit der EBJA-Lehrerinitiative vom Verband der deutschen Internetwirtschaft mit einem sog. "Special Award" ausgezeichnet.
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Bibb-Bundeskonferenz E-Commerce Das Bundesinstitut für Berufsbildung veranstaltet 2005 eine Bundeskonferenz zum Informationsaustausch und zur Vernetzung laufender E-Commerce Projekte. Präsentiert und diskutiert wurden zwei "große" Bibb-Modellversuche, ein BMBF-Projekt und dieser BLK-Modellversuch. Interessant waren beim direkten Vergleich der Vorhaben die unterschiedlichen didaktischen Zugänge zum E-Commerce und die methodischen Ansätze bei der Umsetzung.
Trotz positiver Ergebnisse konnten die anderen drei Vorhaben nach dem Ende der jeweiligen Projektzeit vermutlich aufgrund fehlender Ressourcen und einer zu geringen Verstetigung nicht weitergeführt werden und sind heute leider nicht mehr existent.
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EBJA meets e-learning Vom IFIB-Institut werden 2005 zwei elektronisch gesteuerte Lerneinheiten zu den Themen Recht und Signaturen erstellt und erprobt. Weiterhin wurden vom Projektleiter Online-Tests zur Selbstüberprüfung der Lernenden erprobt. Aufgrund der positiven Ergebnisse entsteht eine Kooperation mit dem E-Learning BLK-Modellversuch ELLFE. Die bestehenden Ansätze zu Online-Test-Modulen können weiter ausgebaut werden, erste Erfahrungen mit dem Einsatz und Nutzen von Lernplattformen werden mit Moodle, Ilias und der Engram-Plattform gemacht. ellfe
Lehrerfortbildung: Im Mai 2007 wird in Bautzen auf Einladung des regionalen Lehrerfortbildungsinstituts des Landes Sachsen ein eintägiger Fachtag zur wirtschaftspädagogischen Fortbildung durchgeführt. Im Mittelpunkt seht die Fragestellung "Wie können die E-Business-Anwendungsfelder praktisch im Unterricht vermittelt werden". Der Fachtag wurde im wesentlichen von der Teamkollegin Jutta Otto gestaltet.
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Post-Projektphase der Konsolidierung: Nach dem Ende des Modellversuchs hatten sich bundesweit zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer engagiert, eingearbeitet und erfolgreich EBJA-Wahlkurse durchgeführt. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten die Materialien an ihre persönliche Unterrichtsmethoodik bzw. die jeweiligen Schülerzielgruppen angepasst. Es folgte eine Phase der Konsolidierung, insbesondere auch, weil keine institutionellen Ressourcen mehr zur Verfügung standen.
Anders als bei den drei oben genannten Projekten ging bei EBJA das Licht jedoch nicht aus.
Neben der Bereitstellung der Klausuren und Zertifikate wurden auch weiterhin die Lehrerinnen Lehrer vom Projektleiter beraten, so dass die EBJA-Kurse weiter erfolgreich durchgeführt werden konnten.
Perspektive: Bedingt durch neue technologische Entwicklungen ist es für das Lernfeld E-Business charakteristisch, dass die Anforderungen an die Qualifikationen einem starken Wandel unterliegen. Insofern müssen die Lernmaterialien den Änderungen stetig angepasst werden. Nach der Konsolidierungsphase stehen dem EBJA-Projekt aus den eigenen Reihen ab 2012 wieder genügend Zeitkapazitäten für Entwicklung, Beratung und Verwaltung zur Verfügung. Damit ist der Weg für die nächsten Jahre frei, neue Entwicklungen des E-Business aufzugreifen und in das EBJA-Curriculum einzuarbeiten sowie bei der Gestaltung der Lernpfade die aktuellen Strömungen der Wirtschaftspädagogik zu implementieren.

Werte: Wichtig ist es uns als EBJA-Projektleitung, dass auch weiterhinhin unsere Werte und Sinngebungen, wie Selbständigkeit im Handeln, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern, Kontinuität bei den Leitideen und bei den Grundlagen der Weiterentwicklung der Lerneinheiten sowie die Nichtkommerzialisierung des Angebotes auch zukünftig unsere Arbeit bestimmen.